Geschichte

Um die Geschichte der Ostpreußenhütte zu verstehen, will ich weit zurückgehen. Es begann vor etwa 500 Jahren. Auch im tief katholischen Fürsterzbistum Salzburg hatte die Reformation viele Anhänger gefunden. Zwischenzeitlich waren wohl bis zu 70% der Bevölkerung den Protestanten zugeneigt und wandten sich von der als korrupt geltenden Kirche ab. Die katholische Kirche, vertreten durch Erzbischoff Matthäus Lang (*1468 Augsburg, +1540 Salzburg), die zu dieser Zeit auch Herrschaft und Gesetzgebung in der Gewalt hatte, kriminalisierte die Protestanten. Matthäus Lang war ein Sekretär im diplomatischen Dienst von Maximilian I. und verschaffte sich durch geschicktes Taktieren Macht und Pfründe. Als Matthäus Lang von Wellenburg wurde er 1498 in den Adelsstand erhoben. Er war ein fanatischer Verfolger evangelischer Christen, insbesondere der Täufer.

Im Salzburger Bauernaufstand 1525/26 wehrten sich Bauern und Gläubige gegen den Erzbischoff und besetzten unter anderem die Veste Hohenwerfen.

Langfristig hatten sie aber keine Chance gegen die gewaltsame Unterdrückung durch die Obrigkeit. Der Salzburger Bischoff Wolf Dietrich von Raitenau (*1559, +1617 in Salzburg) verwies 1588 alle Protestanten des Landes. Unter den Bauern im Pongau gab es danach aber noch zahlreiche Geheimprotestanten im Untergrund – also genau in dem Gebiet der Salzach um das Hochkönigmassiv herum, wo auch heute die Ostpreußenhütte liegt.

1927 begann der Bau der Ostpreußenhütte. Im Gedenken an die 1731/32 nach Ostpreußen vertriebenen Salzburger Exulanten wurde auf dem Rettenbachriedel, oberhalb von Werfen in 1630m Höhe, mit dem Schnurgerüst mit Blick auf die Teufelshörner der Bau der Ostpreußenhütte begonnen. Nach nur einjähriger Bauzeit wurde die Hütte durch Franz Boy am 25. Juli 1928 eingeweiht.

Der Geschichte nach wurde, ein aus Ostpreußen angereistes Sektionsmitglied, von dem Eishöhlenführer Eduard Justus auf das Fehlen eines Stützpunktes auf dem 10-stündigen Weg von Werfen zum Matrashaus (2941m) auf dem Hochkönig aufmerksam gemacht. Eduard Justus überzeugte dann auch persönlich die Mitglieder mit einem Vortrag im entfernten Königsberg, von der grandiosen Schönheit der Berge und des Hochkönigs.

Dr. Cornelius Chucholowski